Pfarrverband Raeren – Eynatten – Hauset

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Gemeinsam unterwegs

Glockengeläut in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Raeren

Wir verfügen über etliche Glocken in Raeren. Sollen wir Ihnen und ihrem Geläut nicht mal etwas mehr Aufmerksamkeit schenken?

Im Kirchturm unserer St. Nikolaus Pfarrkirche hängen vier große Glocken in einem Stahlgerüst; die zwei schwersten nebeneinander unten: die Petrus- und die Nikolausglocke; die zwei leichteren nebeneinander darüber: die Marien- und die Annaglocke.

Das Glockengeläut entsteht entweder durch den Schlag eines Gongs außerhalb auf eine der Glocken (auch „Hammerschlag“ genannt) oder durch den Klöppel im Innern durch das Schwingen der Glocke, angetrieben von einem Motor mit einem Zahnrad und einer Kette in Wechselmanier.

Jede Glocke hat ihren eigenen Ton. Demzufolge können vier Töne bzw. Stufen aus der Tonleiter erklingen. Ein „Ré“, ein „Fa“, ein „La“ und ein „Si.“
So ist es möglich, das Glockenspiel, „Salve Regina“ durch Gongschläge auf die vier verschiedenen, entsprechenden Glocken in folgender Reihenfolge zu läuten: Ré-Fa-La-Si-Fa.

Dieses erklingt am Pfingstsonntag zur ersten Heiligen Kommunion, beim Auszug der Fronleichnamsprozession und zum Gendenken an die Kirchweihe nach der Abendmesse zur Eröffnung der Kirmesfeierlichkeiten. Zu diesen Anlässen wird noch zusätzlich „gebeiert.“ Früher wurde beim „Beiern“ das Schwingen der Glocken blockiert, an den Klöppelenden Kordeln befestigt und anhand dieser Kordeln wurden die Klöppeln mit Händen und Füßen gegen die verschiedenen Ränder der Glocken geschlagen, entweder nach einer bestimmten Melodie oder improvisiert, als Aus-druck der Freude zum Fest. Dieses Beiern wurde auch so in unserer Pfarrkirche durchgeführt und die Messdiener hatten ihre Freude, diese Aufgabe zu übernehmen. Heutzutage schlagen dafür die vier Gongs – bzw. Hämmer nacheinander auf die vier verschiedenen Glocken nach einer programmierten Melodie.

An der Art des Läutens kann inner- wie außerhalb der Kirche erkennbar sein, was gerade in der Kirche ansteht. 

  • Während der Wandlung schlägt ein Gong 2-mal jeweils 3-mal auf die große Glocke während die Messdiener am Altar läuten.
  • Während der Taufe läuten 2 kleine Glocken während 3 Minuten und künden so den neuen Christ-bürger der Bevölkerung an.
  • Bei einer Heirat läuten alle Glocken 7 Minuten vor der Messe
    und beim Auszug des Brautpaares aus der Kirche.
  • Stirbt ein Raerener Bürger schlägt der Gong 3-mal jeweils 5 Schläge auf die dumpfe „Re“ Glocke und anschließend läutet die sogenannte Totenglocke während 5 Minuten.
  • Stirbt nun eine Frau aus Raeren, schlägt der Gong nur 2-mal jeweils nur 4 Schläge, doch auch hier läutet die Totenglocke im Nachhinein 5 Minuten.

Früher zählten die Leute spontan nach dem ersten Glockenschlag die Schläge und so wussten sie, ob nun ein Mann oder eine Frau gestorben war. Bei der eigentlichen Begräbnisfeier läuten die beiden dumpf klingenden Glocken kurz eine halbe Stunde sowie sieben Minuten vor der Messe. Stirbt ein Kind, so werden alle Glocken geläutet als Zeichen, dass ein „Engel“ zu Gott heim gerufen wurde.

 

Um 8:00 Uhr, um 12:00 Uhr und um 20:00 Uhr wird das „Angelus Dei“ (der „Engel des Herrn“) durch 3 mal 3 Schläge auf die St. Nikolausglocke geläutet, wobei die Marienglocke im Nachhinein noch einige Minuten läutet bis sie auspendelt. Der Engel des Herrn aus Anlass der Verkündung des Erzengels Gabriel an Maria soll dazu führen, dass während des Läutens 3 „Ave Maria“ (Gegrüßet seist du Maria) gebetet werden sollen.

 

Die Glocken geben ebenfalls die Zeit an.
Zunächst schlägt ein Gong einmal bei der ersten Viertelstunde, zweimal bei der halben Stunde, dreimal bei der dreiviertel Stunde und viermal bei der vollen Stunde auf die Marienglocke. Bei der vollen Stunde schlägt ein Gong im Nachhinein noch die Anzahl der jeweiligen, erreichten Stunden auf die Petrusglocke.

Neben den Kirchturmglocken ist ja die kleine Glocke an der anderen Seite der Kirche, das sogenannte „Klippchen“, 106 kg schwer aus dem Jahr 1919 zu erwähnen, das früher eine halbe Stunde vor der Messe von den Messdienern durch das Hoch- und Runterziehen einer Kordel geläutet wurde. Es war eine Freude für die Messdiener, sich je nach ihrem Gewicht an dieser Kordel beim Läuten hoch zu ziehen. Doch heute sind die Messdiener nicht mehr eine halbe Stunde vor der Messfeier anwesend, so dass sie auch die Glocke zur gegebenen Zeit nicht läuten können. Eigentlich schade!

Doch auch auf Raeren Berg auf der St. Anna Kapelle steht eine Glocke und läutet dort seit 1794. Sie wurde vom damaligen Pastor Momber eingeweiht. Fräulein Agnes Radermacher (Möhlehannese) hat das Glöckchen mit dem Glockenseil in den 50er Jahren geläutet auch zum Engel des Herren. Sie hat immer geläutet morgens, mittags und abends bei Sturm und Regen, bei Schnee und Glatteis. Danach hat das Frau Dujardin bis in den 80er Jahren übernommen.

Auch bei einem Sterbefall auf Raeren Berg wurde die Glocke geläutet. Heutzutage läutet sie mit elektronischer Steuerung um 08:00 Uhr, 12:00 Uhr und um 19:00 Uhr.

Wie oft hat mich das frische Läuten der Glocke der St Annakapelle auf Berg innerlich beeindruckt, wenn ich abends zum Fußballplatz ging. Paul Mennicken, ehemaliger Hauptlehrer der Schule Berg, hat 1962 das Gedicht „Vertrauter Glockenklang“ und Peter Emontspohl (Kunstlehrer) das Gedicht „Die Bergkapelle“ dazu geschrieben.

Ebenso eigenartig und schön das Geläut der Glocke auf dem Dach des Marienheims, über der ehemaligen Kapelle links im Altbau. Auch hier ruft die Glocke nun morgens um 7:00 Uhr zum Morgengebet, mittags um 12:00 Uhr zum Tischgebet und abends um 19:00 Uhr zum Abendgebet. Die heutige läutet nun schon seit 1949.
Der Heimatdichter Hubert Schiffer hat ihr das Gedicht, Das Glöcklein vom Hospital“ gewidmet. (Früher hieß das Marienheim ja noch „Katholisches Hospital Raeren“)

Zurückkommend auf die Glocken im Kirchturm, so wurden im Jahr 1966 vier neue Glocken aus Bronze nach einer großen Spendenaktion der Raerener Pfarrangehörigen eingesetzt, da die alten beschädigt waren und auch nicht mehr richtig klangen. Vorhin waren es deren drei, die mit Seilen in Bewegung gesetzt wurden. Küster Alex Fagnoul brachte zunächst die schwerste Glocke in Bewegung; wenn diese etwas läutete, die zweite und dann die dritte. Wenn alle etwas läuteten zog er wieder abwechselnd an den Seilen bis alle Glocken vollauf läuteten. Hier wurde er auch manchmal von den Messdienern unterstützt.

Die 4 neuen Glocken wurden um Ostern am 10. April 1966 mit einer großen Feier auf dem Denkmalplatz eingeweiht, wo ein jeder mal die Glocken mit einem Hammerschlag ausprobieren konnte.

Die erste, die schwerste Glocke (1.600 kg), die Petrusglocke war ein Geschenk der Pfarre zum Goldenen Priesterjubiläum des Herrn Pastor Peter Mommer. Die Glockenpaten waren Josef Laschet („der Ömme“) und Frau Johann Schumacher (Frau von Altbürgermeister Johann Schumacher) Die 2. Glocke (840 kg), die St Nikolausglocke wurde dem Pfarrpatron St Nikolaus geweiht. Die Paten waren Altbürgermeister Franz Schumacher und Frau Johann Nussbaum (Berg).

Folgt die Marienglocke (520 kg), die der Gottesmutter Maria geweiht wurde. Paten waren Walter Kelleter (Eynattener Straße) und Frau Elisabeth Peters-Radermacher (Neustraße).

Die 4. Glocke (390 kg) wurde der Mutter Anna geweiht, die Jean Baguette seiner früh verstorbenen Frau Änne gewidmet hatte. Paten waren Jean Baguette und Frau Matthias Meessen (beide Hauptstraße).

Josef Laschet, Mathias Meessen und Jean Baguette waren derzeit Mitglieder des Kirchenvorstands. Diese insgesamt fast 3,5 Tonnen wurden nacheinander gehievt und in einem neuen Glockenstuhl aus Stahl befestigt. Mögen die Glocken noch lange läuten und uns mit ihrem Klang beglücken. Schließlich zählt ihr Läuten zum Brauchtum und zu den alten Traditionen in der Raerener Geschichte.

Bedanken möchte ich mich bei denen, die mich durch Ihr Wissen unterstützt haben, besonders dem Küster, Herrn Herbert Cormann, für die interessante Nikolausglocke beim Hochheben.

Informationen: Alfred Baguette

Noch ein kleiner Anhang:

Während der beiden Weltkriege wurden Raerener Glocken beschlagnahmt, eingeschmolzen und zu Munitionszwecken verarbeitet. Zwei Glocken wurden dennoch nach dem Weltkrieg bei Hamburg ohne Verarbeitung wiedergefunden und nach Raeren zurückgeholt.