Sankt Johannes der Täufer
Eynatten wird zum ersten Mal urkundlich im Jahre 1213 erwähnt. Ursprünglich bildete wohl der Kern des heutigen Dorfes ein einziges großes Gut, das den Herren von Eynatten gehörte, die an der Stelle, wo heute die Pfarrkirche steht, eine Schlosskapelle errichten ließen. Später wurde dieses große Gut aufgeteilt. Die Burg Eynatten, am alten Weg nach Aachen gelegen, verdankt ihre Entstehung strategischen und zollpolitischen Erwägungen, so dass die umliegende Siedlung nach dem Burgnamen benannt worden ist.
Die Entwicklung der Gemeinde Eynatten blieb lange mit den dortigen Herrensitzen verbunden. Die Besitzer der beiden adeligen Häuser hatten das Recht, die Pfarrstelle zu besetzen und den jeweiligen Pfarrer zu ernennen. Das freiherrliche Geschlecht sorgte für den Unterhalt der Kapelle und den Lebensunterhalt des jeweiligen Geistlichen durch eine jährliche Schenkung von 14 Fuder Hafer.
Laut einer Überlieferung soll das Adelsgeschlecht „derer von Eynatten“ in der Nähe ihrer Stammburg, die später verfiel, bereits gegen Ende des 12 Jahrhunderts eine Kapelle erbaut haben. Der Grund für die Errichtung jener Kapellen lag wohl darin, dass vielen Bewohnern der Weg zur Kirche nach Walhorn zu weit war. Durch den Bau einer eigenen Kapelle ergab sich die Möglichkeit, sonntags dort zum Gottesdienst gehen zu können.
Diese Kapelle existierte bis um das Jahr 1440. Die Siedlung Eynatten gehörte übrigens zu dieser Zeit zur sogenannten „Mutterpfarre“ Walhorn. Die Bank Walhorn umfasste die heutigen Pfarreien Walhorn, Raeren, Kettenis, Hergenrath, Eynatten und Hauset, Bildchen, Lichtenbusch und Sief.
Um 1440 baute die Gemeinde dann ein größeres Gotteshaus, das den Namen „St. Johannes der Täufer“ (Patron der Pfarrgemeinde) trug.
Im Jahre 1467 wurden zwei Glocken gekauft, von denen eine, die „Marienglocke“ (500 kg) noch erhalten ist. Sie ist übrigens die älteste Glocke im Kanton Eupen!
Die zweite, die „Johannes-Glocke“ erlitt nach dem Kirchenbrand von 1950 einen Riss und musste 1953 eingeschmolzen werden.
1617 wurde das Pfarrhaus errichtet, an der gleichen Stelle, wo es sich auch heute noch befindet.
Langsam vollzog sich die Loslösung Eynattens von Walhorn. Ab 1676 wird Eynatten als selbständige Pfarrgemeinde betrachtet. Ende des 17. Jahrhunderts bzw. Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich die Kirche in einem sehr schlechten Zustand. Die Chronisten gebrauchten das Wort „baufällig“. Zwischen 1707-1710 wurde daher mit dem Bau eines neuen Gebäudes begonnen. Der bis heute erhaltenen Turm wurde in den Jahren 1733 bis 1736 errichtet. Die beiden Glocken aus dem Jahre 1467 zogen in die neue Glockenstube um.
Unter Matthias Reulandt (Pfarrer) erhielt die Eynattener Kirche ihren Kirchturm. Dieser Turm, der sich vor der Front des Pfarrhauses erhebt, ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben.
Das Kirchenschiff vergrößerte man im Jahre 1775 um zwei Seitenquerschiffkapellen, dem St. Hubertus- bzw. Marien-Altar. Im Turm befindet sich noch heute ein Stein mit der Jahreszahl 1681 und der Inschrift: „Mein Haus ist ein Bethaus“.; wahrscheinlich ein Türstein der Vorkirche oder Kapelle.
Durch das Gesetz vom 01. Oktober 1795 der Französischen Republik wurde unsere Gegend Frankreich einverleibt, nachdem sie über 300 Jahre den Österreichern und spanischen Habsburgern angehört hatte. Die Bank Walhorn wurde aufgelöst und Eynatten dem Kanton Eupen einverleibt und eine Bürgermeisterei (Mairie) errichtet. Während dieser Schreckensherrschaft wurde das Kircheneigentum von der französischen Verwaltung beschlagnahmt und ebenso das Mobiliar der Kirche, der Sakristei und des Pastorats. Die Kirche wurde geschlossen und als Vorrats- und Aufenthaltsraum der Soldaten genutzt. Die Kirchenglocken durften nicht mehr läuten, und die Toten wurden zur nächtlichen Stunde in Stille begraben. Kirchliche Tätigkeiten durften nur heimlich vollzogen werden. So wurden die Messen mehrere Jahre nicht in der Kirche gelesen und man erzählt, dass nachts im „Spukes“ bzw. „Herrenhaus“ das Messopfer gefeiert wurde.
Später (1923) wurde an der Nordwestseite des Turmes eine Kriegergedächtniskapelle angebaut.
Der Altar dieser Kapelle wurde dann nach dem Kirchenbrand an der Außenmauer der Ostseite des Chores wiederaufgebaut.
Kurz zurück zu den Glocken: In der Kirchenchronik wird noch eine „Johannesglocke“ aus dem Jahre 1755 erwähnt, die ebenfalls zersprang. 1909 wurden zwei weitere Glocken erworben, die in Westfalen gegossen wurden. Im ersten Weltkrieg (1917) wurden diese beiden dann beschlagnahmt und mussten abgeliefert werden. Die Zeit eines Vierergeläutes war vorerst zu Ende.
Die Pfarrkirche hatte viele Jahrzehnte, selbst die französischen Kriege und die beiden Weltkriege, mehr oder weniger gut überstanden. Dies änderte sich jäh in der Nacht zum 23. April 1950. Ein in der Sakristei entstandener Brand griff rapide um sich. Der Hochalter wurde vernichtet. Die Glut des Feuers zog unter dem Gewölbe bis zur Orgelbühne empor und das kostbare Instrument wurde ebenfalls vernichtet. Wertvolle kirchliche Gefäße und kostbare Gewänder fielen dem Brand zum Opfer. Der ehemalige große Fabrikraum der Familie Franssen von Cortenbach wurde zur Notkirche umfunktioniert. Die Gläubigen feierten dort Gottesdienst.
Die Architekten Emile und Jean Burguet aus Verviers entwarfen den Plan der neuen Pfarrkirche. Bauunternehmer war der Eupener Mathieu Moeris und die Bauleitung hatte Herr Conin aus Raeren. Am Silvestertag des Jahres 1953 tat der Eynattener Schreiner-meister J. Kolvenbach den letzten Hammerschlag.
Die Kirche war nun im Rohbau fertig.
Doch das Leben ging weiter. Der Wiederaufbau und eine gleichzeitige Erweiterung der neuen Kirche (zwei Seitenschiffe) wurden geplant und in Angriff genommen. Geldspenden, die den Wiederaufbau ermöglichten, kamen aus verschiedenen Quellen. Am 19. September 1954 wurde zunächst eine neue Glocke, die „St. Josef-Glocke“ (275 kg) eingesetzt, die ein Geschenk des damaligen Bürgermeisters Joseph Breuer war. Am 31. Oktober 1954 war es dann soweit: das neu erstandene Gotteshaus konnte durch den damaligen Weihbischof Msgr. van Zuylen konsekriert werden.
Acht Jahre später, am 27. Mai 1962, gesellte sich eine weitere Glocke „St. Johannes der Täufer“ (425 kg) hinzu; gestiftet wurde sie von Frau Maria Géron. Die Spenden der Pfarrmitglieder, die der damalige Pfarrer Josef Becker zusammengetragen hatte, wurden für ein elektrisches Läutwerk verwendet.
1951 wurde an der Lichtenbuscher Straße eine neue Ruhestätte für die Toten geschaffen. Der alte Friedhof aus dem Jahre 1619 wurde in den 80er Jahren zu einer Grünanlage umgestaltet.
1976 konnte Eynatten auf 300 Jahre selbständige Pfarre zurückblicken. Bei dieser Feier entstand der Wunsch nach einer vierten Glocke. Die Befürworter setzten sich durch. Die Finanzierung wurde geregelt. Zivil- und Kirchengemeinde sowie viele Pfarrangehörige zeigten sich Spendierfreudig. Am 02. Februar 1977 wurde die Glocke in der deutschen Eifel (Brockscheid) gegossen. Am 08. Mai 1977 wurde sie geweiht und dann in den neuen Glockenstuhl, bestehend aus einer Stahlkonstruktion, des Turmes befördert. Die Glocke (900 kg schwer) bekam den Namen „Maria, Mutter der Kirche“. Seit dieser Zeit bis zum heutigen Tage verkündet ein Vierergeläut Freud und Leid der Pfarrgemeinde.
Zum Ende des Jahres 2000 wurde festgestellt, dass die Kirchenorgel mehrere beachtliche Schäden aufwies. Eine Restaurierung war dringend erforderlich. Den Auftrag erhielt die Firma H. Wilbrand (Inhaber H. Coenen) in Übach-Palenberg. Mit der Restaurierung wurde Anfang 2001 begonnen und es dauerte einige Wochen, die Orgel wieder Instand zu setzen.
Seit September 2004 gehört die Pfarre Eynatten zum Pfarrverband Raeren, Eynatten und Hauset.
Quellen: Berichte aus dem Grenz-Echo, verfasst durch Leo Kever und eine Schrift, die vorübergehend in der Eynattener Pfarrkirche auslag, möglicherweise verfasst durch Erich Barth
Die Brigidakapelle
Aus süd-westlicher nach nord-östlicher Richtung durchquert die Kinkebahn den Weiler Berlotte. Unweit dieser alten Römerstraße wurden im Sommer 1964 im „Freyenter Wald“ – also Berlotter Gebiet – Gefäßreste aus dem 3. Jahrhundert gefunden und ein Mauerwerk römischer Bauten freigelegt. Somit kannten bereits die Römer den Weiler Berlotte.
Die Berlotter Kapelle geht auf das Erbe des 1695 verstorbenen Eynattener Bürgermeisters Johann Wildt zurück. Er hatte den Wunsch, auf Berlotte eine neue Kapelle zu errichten und hinterließ ein entsprechendes Kapital (50 Taler). Seine Erben konnten diesen Berag noch vergrößern und so wurde die Kapelle 1711, unter dem ersten Eynattener Pastor Cornelius Matthaei, zu Ehren der hl. Familie erbaut.
1721 erlaubte der Kurfürst Josef Klemens (Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Lüttich) in der Kapelle werktags die hl. Messe zu lesen. Erst 1748 wurde diese Erlaubnis auch für die Sonn- und Feiertage erteilt.
Bereits 1722 wurde die Kapelle auf 8 m Länge ausgebaut und verschönert. Diese Jahreszahl ist auch auf dem Türstein zu lesen.
In den Jahren 1833 bis 1841 wurde die Kapelle vollständig renoviert. Zu dieser Zeit sind auch die Statuen der hl. Brigida und des Hl. Georg in der Kapelle aufgestellt worden.
Der Anbau des Chorraumes stammt aus dem Jahre 1907. Auf diese Tatsache weist ein Stein an der Außenwand des Chores hin.
Eine weitere größere Renovierung erfolgte 1933.Bei dieser Gelegenheit wurden auch der Tabernakel in den Altar eingebaut. In den Jahren 1936 und 1939 wurden die Statuten der Muttergottes und des Herz-Jesu in der Kapelle aufgestellt.1942 wurde die Kapelle an das Stromnetz angeschlossen.
1944 belagerten amerikanische Truppen die Kapelle, wodurch etliche Schäden verursacht wurden. 1968 erfolgte eine weitere größere Renovierung: der Fußboden wurde erneuert und die Innenwände auf einer Höhe von ca. 120 cm gefliest.
Anlässlich des 250jährigen Bestehens der Kapelle im Jahre 1972, wurden das Dach und die Fensterverglasung erneuert. 1980 wurde der Chorraum neu angeordnet. Der Altartisch wurde zum Opfertisch umgestaltet und der Hochaltar nach hinten versetzt. 1986 wurde die Kapelle mit einer neuen Blausteinmauer umgeben.
Die sieben Fußfälle, die man 1720 zu Ehren der sieben Schmerzen Mariens in der Nähe der Kapelle aufgestellt hatte und die später einige Jahrzehnte in der Eynattener Friedhofsmauer eingelassen waren, haben 1978 in der kleinen Parkanlage hinter dem Chor der Kapelle einen neuen Standort erhalten.
Geschichtlich ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Bruderschaft von den sieben Schmerzen im Jahre 1903 durch Verfügung der Erzbischöflichen Behörde in die jetzt übliche Form der 14 Stationen des Kreuzweges umgeändert wurde.
Am 24. Januar 1908 erhob der Kardinalerzbischof von Köln das kleine Gotteshaus zu einer öffentlichen Kapelle, von Pfarrer Wessling benediziert; ihm wurde am 28. November die Erlaubnis zur Weihe eines neuen Glöckchens erteilt.
Um derartige Projekte zu finanzieren, wurde Anfang August 1978 die erste „Berlotter Kirmes“ organisiert. Diese Kirmes, gefeiert in einem Festzelt, ist sehr beliebt bei Jung und Alt. Die Einnahmen dienen teils zum Unterhalt der Kapelle.
So wurden auch im Jahre 2010 durch die Einnahmen aus der Berlotter Kirmes Sanierungsmaßnahmen im Elektrobereich finanziert und die 1968 angebrachten Fliesen entfernt.
Die Berlotter Kirmes wird jeweils am ersten Sonntag des Monats August gefeiert und beginnt bereits freitags mit einer Jugendparty.
Quellen:
Heftchen, das herausgegeben wurde anlässlich des 275jährigen Bestehens der Kapelle und ein Bericht aus dem Grenz-Echo, geschrieben durch Leo Kever, sowie Archiv der Kirche.