„Ich bin gerne mit den mir anvertrauten Menschen unterwegs.“
„Schön ist es für mich, von Zeit zu Zeit zu spüren, dass ich Menschen durch Gottes Botschaft berühren konnte. Dass es funkt und sie Feuer fangen.„
Ich freue mich, meine priesterliche Heimat definitiv im Pfarrverband Raeren-Eynatten-Hauset gefunden zu haben und mit den mir anvertrauten Menschen, so wie ich es kann, unterwegs zu sein. Manchmal steht die Schelle am Raerener Pfarrhaus nicht still, manchmal ist es nur Ruhe vor dem Sturm. Es geht dann zu wie in einem Taubenschlag und meistens möchten die Menschen mich direkt sprechen.
Ich versuche, mit den Menschen an der Basis zu leben. Für mich ist es wichtig, zu spüren, was in dem Menschen vorgeht, der mir gerade gegenübersteht. Jemanden richtig zu begleiten, braucht ein Leben. Ich verspüre Dankbarkeit, wenn ein Unfall sich zum Guten wendet oder eine Krankheit Heilung erfährt, wenn eine Sorge sich durch eine unerwartete Wendung doch als richtige Lebensneuausrichtung erwiesen hat. Dann kann ich auch still sagen: Gott sei Dank!
Ich wurde am 04. Juli 1964 in Weismes, wo ich als zweites von fünf Kindern der Eheleute Rudolf Dries aus Möderscheid und Christine Reinartz ebenfalls aus Möderscheid in einer landwirtschaftlich geprägten Familie geboren wurde. Nach der Primarschule in Möderscheid absolvierte ich drei Jahre an der Bischöflichen Schule St. Vith und übernahm alsdann den elterlichen Betrieb bis zum 21. Lebensjahr. Dann besuchte ich während drei Jahren das Bischöfliche St. Marieninstitut Büllingen, um 1984 das Abitur zu erlangen.
Als Kind haben wir mit unserem Jahrgang (sieben Kinder) in Möderscheid oft bei uns zu Hause oder anderswo Messe gespielt, und ich war immer der Pastor. Mit neun Jahren wurde ich Ministrant, wurde von meinem damaligen Pastor Albert Backes gebeten, auch den Lektorendienst zu übernehmen und vom Küster wurde ich gebeten, den Ersatzdienst zu übernehmen.
Mit 16 Jahren wurde ich vom Pastor gefragt, ob ich auch mal daran gedacht habe, Priester zu werden. Dieser Gedanke hat mich zeitlebens begleitet. Ich engagierte mich in dieser Zeit in der Pfarre als Erstkommunion- und Firmkatechet, war Mitglied des Pfarrgemeinderates und im damaligen Kirchenchor Schoppen-Möderscheid.
So ist der Wunsch in mir gewachsen, Priester zu werden. Während der Militärdienstzeit habe ich mich dann definitiv entschieden. „Auch heute freue ich mich darüber, diesen Schritt getan zu haben.“
Nach einem Jahr Militärdienst bei den Ardennenjägern in Vielsalm und bei der Hubschrauberstaffel der Nato in Brüssel folgte das Priesterstudium in Namur und Lüttich, das ich mit einem Praktikumsjahr in den beiden Eupener Stadtpfarren unter dem damaligen Bischofsvikar Aloys Jousten abschloss. Gleichzeitig übernahm ich eine Lehrtätigkeit im Fach Religion in den Abiturklassen des damaligen Heidberg-Institutes, eine Aufgabe, die ich bis 1999 ausübte.
Am 19. Juni 1994 wurde ich, zusammen mit Günter Weinand aus Breitfeld und drei weiteren französischsprachigen Seminaristen, von Bischof Albert Houssiau in der Lütticher St. Pauls-Kathedrale zum Priester geweiht.
Im Jahr 1996 war ich in Hauset, während der Krankheit des dortigen Pastors Jean Levieux, Hilfspriester, und ein Jahr später wurde ich Kaplan in Raeren, eine Aufgabe, die ich gleichzeitig mit der Seelsorgetätigkeit in Eupen und Hauset erfüllte.
Nach dem Tod von Pastor Jean Levieux wurde ich Pfarrverwalter in Hauset und blieb weiterhin Kaplan in Raeren mit Wohnsitz in Raeren. Im Jahre 2004 wurde ich Pfarrverwalter des Pfarrverbandes Raeren und am 18. November 2007 offiziell als Pastor dieses Pfarrverbandes eingeführt.
Anfang 2010 wurde ich von einigen Notärzten gebeten, bei der Luftrettungsstation in den ehrenamtlichen Dienst als Notfallseelsorger einzusteigen. Hier musste ich so manches Mal den Angehörigen der Unfallopfer die traurige Nachricht übermitteln und sie seelsorglich begleiten. Nicht selten übernehme ich auch den Trauerdienst.
Als Seelsorger nehme ich auch am Crash-Kurs in Ostbelgien teil, wo ich von meinen Erfahrungen als Notfallseelsorger berichte.
NACHGEFRAGT BEI PETER DRiES
Wir führten mit Peter Dries ein Gespräch. Der gebürtige Möderscheider wurde vor 25 Jahren zum Priester geweiht und ist seit 23 Jahren im Pfarrverband Raeren tätig.
Welches war Ihre bisher schönste Zeit und warum?
Als ich als junger Kaplan in Eupen im Heidberg unterrichtete, musste ich mich zunächst einmal mit den jungen angehenden Abiturientinnen auseinandersetzen. Das war damals eine starke Herausforderung – hat mir aber auf meinem Weg sehr viel an Erkenntnissen gegeben.
Ich bin dankbar, bis hierher schöne spannende Zeiten mit vielen Ehrenamtlichen erfahren zu haben. Es ist mir immer wichtig gewesen, den Menschen zu bezeugen, dass Jesus Christus lebt und die Menschen mit Hoffnung erfüllt. Meine schönsten Momente sind jene wo ich erwünscht bin, wo ich Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg begleiten darf. Ich möchte Anteil nehmen an ihren Freuden und Nöten.
Was entmutigt Sie?
Ich versuche, mich nicht entmutigen zu lassen, sondern den Blick zu weiten. Es gibt immer Dinge, die mir Freude machen, für die ich dankbar sein kann. Ich halte meine Nöte Gott hin, damit er mir hilft, da wieder herauszukommen.
Welche schwierigen Momente haben Sie bisher durchstehen müssen?
Schwierige Jahre waren der Übergang von einer Pfarre in einen Pfarrverband. Lange Zeit war ich hin und her gerissen, ob dies wohl irgendwann meine Heimat werden könnte. Schwierige Momente sind immer die, dass wir drei verschiedene Pfarren haben und keine sich dabei untergeordnet fühlen möchte. Es tut mir weh, und ich reibe mich daran. Ich möchte mit allen gut auskommen.
Was gefällt Ihnen an sich besonders, und was mögen Sie an sich gar nicht?
Ich mag an mir, dass ich nie vergessen habe woher ich komme und dass ich allzeit dankbar für mein Elternhaus bin. Ich mag an mir, dass ich nicht ruhe, bis anderen Menschen in Not geholfen wird.
An mir selbst mag ich nicht, dass ich es schwer habe, konsequent auch mal nein zu sagen. Es ist schwer es allen recht zu machen, alles unter einen Hut zu bekommen und niemanden dabei zu brüskieren.
Worauf möchten Sie in den nächsten Jahren großen Wert legen?
Ich möchte daran arbeiten, dass weniger manchmal mehr ist. Das heißt, weniger hin und her zu eilen, um allem gerecht zu werden und zu erkennen, dass ich für 11.000 Menschen nicht der flitzende gestresste Pastor bin. Ich möchte nicht nur ein Pastor der Gottesdienste, Feiern und Beerdigungen sein. Ich möchte mir Zeit nehmen für vieles, was in den letzten Jahren oft zu kurz gekommen ist, wie z.B. Krankenbesuche, mal einen Einkehrtag für mich allein erleben…
Wovor haben Sie Angst?
Ich möchte meinen Weg nicht einsam bestreiten müssen, denn ich weiß, dass es Menschen gibt, denen ich etwas bedeute, die auch für mich eine offene Tür haben, wenn ich nicht mehr weiter weiß oder ihren Beistand benötige.
Was würde Ihre Mutter über Sie sagen?
Sie sagt mir jedes Mal: „Pass auf dich und deine Gesundheit auf. Denn viele deiner Mitbrüder sind an ihrer Last zerbrochen.“
Was ist Ihr Lieblingsort?
In meinem Heimatdorf gibt es eine wunderbare Quelle, die den Ortsansässigen bestens bekannt ist unter dem Namen „Dreßwasser.“ Unscheinbar in einem abfallenden Wiesengelände befindet sich dieses kleine leicht sprudelnde Wunder der Natur. Da fahre ich gerne vorbei, schaue in die Quelle hinein und erfrische mich an ihr.
Gerne erhole ich mich einmal wöchentlich bei einer Wanderung im Wald oder genieße während meines Urlaubes lange Spaziergänge in Küstengebieten. Lieblingsort ist auch der landwirtschaftliche Hof meines Bruders, wo ich gerne, so wie ich kann, mithelfe. An der frischen Luft zu sein und körperlich an seine Grenzen zu gehen tut gut.
Ihre aufregendste Bibelstelle?
Ist die Emmausgeschichte bei Lukas 24, 13-35: Alles scheint vorbei und verloren. Nein einer geht mit und zeigt, worauf es ankommt, er bricht das Brot. Nachfolge und Herzbrennen für den neuen Tag!
Und Ihr „Herzens“- Gebet?
Das Vater unser. Das war das erste Gebet, das ich auswendig gesprochen habe. Wir haben es immer zu Hause vor dem Essen gebetet.
Was war Ihr schönstes Gottesdiensterlebnis?
Als ich als Kaplan an einem Samstagabend bei einer Familie zum Abendessen eingeladen war und am darauffolgenden Tag die Messe hielt, kam der damals kleine Junge bei der Kommunionverteilung zu mir. Ich zeichnete ihm ein Kreuz auf seine Stirn und sagte zu ihm: „Jesus liebt dich und Gott segnet dich.“ Darauf antwortete der Junge laut: „Und du kriegst das nächste Mal auch bei uns nichts mehr zu essen.“
Und Ihre Lieblingsbeschäftigung?
In meiner „Freizeit“ arbeite ich ehrenamtlich auch als Notfallseelsorger über die Grenze hinweg also im Deutsch-Belgischen Raum. Ich betreue dann die Familien der Menschen, die in Not geraten sind. Ich bin ein PC- und Technik Freak. Meine große Leidenschaft ist alles um Karl May „Winnetou.“
Wie lautet Ihr Wunsch für die Zukunft?
Mehr Freiraum, um in Ruhe meine Vorbereitungen und Gespräche zu führen. Mehr Seelsorge als Bürokratie. Dass ich allzeit Menschen in meiner Nähe weiß, die mir nicht nach dem Mund reden, sondern beratend, hörend und auch kritisch zur Seite stehen.
Wenn Sie nicht Priester geworden wären, was dann?
Als kleiner Junge wollte ich Polizist werden. Ich wollte zur Mordkommission. Als Jugendlicher wäre ich gerne Hubschrauberpilot geworden.